Liebe Eltern,
zunächst einmal vielen Dank für Ihr Interesse an Lesen durch Schreiben und Lara und ihre Freunde.
Vermutlich sind Sie hier gelandet, weil Ihr Kind entweder in Kürze eingeschult wird oder gerade eingeschult wurde und das Glück hat, mit Lesen durch Schreiben und Lara und ihre Freunde ins Schulleben zu starten.
Sie werden feststellen, dass, im Gegensatz zum herkömmlichen Unterricht, der es schafft, praktisch allen Kindern innerhalb kürzester Zeit die Freude am Lernen zu nehmen, ihr Kind dauerhaft mit Freude in den Unterricht geht.
Dr. Jürgen Reichen, der „Erfinder” der Methode, stellte schon vor 40 Jahren fest, dass es darauf ankommt, den Kindern die Freude am Lernen zu erhalten und es für einen nachhaltigen Lernerfolg unabdingbar ist, dass die Kinder nicht zu „Objekten” gemacht werden, „Objekte” der Erwartungen von Eltern, Lehrerinnen und Lehrern und der Schule, „Objekte” die erwartungsgemäß zu funktionieren haben. Die Hirnforschung hat dies inzwischen wissenschaftlich bestätigt (siehe vor allem Prof. Dr. Gerald Hüther – und die unter „Das Heinevetter-Prinzip” verlinkten Videos.
Mit den folgenden Informationen möchten wir Ihnen ermöglichen, Ihr Kind auf seinem Weg in die Welt des Lesens und Schreibens optimal zu begleiten.
Ihr Kind wird mit dem Lernpaket Lara und ihre Freunde so an das Lesen herangeführt, wie Sie es aus Ihrer Schulzeit möglicherweise nicht kennen. Deshalb ist es uns wichtig, Ihnen einen Eindruck davon zu geben, wie Ihr Kind im kommenden Schuljahr lernen wird und wie Sie es dabei unterstützen können.
Die besten Lernerfolge lassen sich erzielen, wenn Schule und Elternhaus an einem Strang ziehen.
Ihr Kind wächst in eine Welt hinein, in der Informationen immer komplexer werden. Lesen zu können ist damit eine wichtige Schlüsselkompetenz: Lesen können heißt, aus einem Text Informationen zu entnehmen, ihn zu verstehen. Und weil Verstehen Denken ist, kann man verkürzt sagen: Lesen heißt Denken!
Lara und Ihre Freunde orientiert sich ausdrücklich an diesem erweiterten Lesebegriff, der neben dem Schreiben (und Lesen) immer auch „Denken“ verlangt.
Deshalb werden Ihrem Kind im Gegensatz zu vielen anderen Erstleselehrgängen regelmäßig scheinbar „lesefremde“ Aufgaben gestellt: versteckte Gegenstände suchen, Bilder vergleichen, zählen, mit Merkmalstabellen umgehen, mit Diagrammen arbeiten oder „Logicals“ lösen usw. Denn Lesekompetenz verlangt heutzutage, dass jemand informationstüchtig ist, d.h. Informationen unterschiedlichster Art finden, ordnen und verwerten kann. Statt durch „klassische“ Leseaufgaben eine reine „Lesetechnik“ zu vermitteln,
beinhaltet Lara und Ihre Freunde folgende Schwerpunkte:
– Anregungen zum Schreiben,
– Wortschatzerweiterung und Begriffsbildung,
– Wahrnehmungs- und Konzentrationsübungen,
– Denkerziehung,
– „Brücken zur Mathematik“ sowie
– Hinführung zu einer aufgabenadäquaten Arbeitshaltung.
Zudem versucht Lara und Ihre Freunde, die hohe Lernmotivation die ihr Kind mitbringt, zu erhalten.
Das eigentliche Ziel des Leseunterrichts ist nämlich nicht, dass ein Kind lesen kann, sondern das es auch lesen tut. Deshalb bietet das Lernpaket Lara und Ihre Freunde Ihrem Kind einen abwechslungsreichen Unterricht mit viel Freiraum für sein eigenes Tun.
Bei Lara und Ihre Freunde sind im Wesentlichen zwei Prinzipien leitend:
Erstes Prinzip: Lesen durch Schreiben
Das bedeutet: Durch Schreiben lesen lernen. Ihr Kind lernt im Unterricht zuerst schreiben, d.h. es lernt, wie die gesprochene Sprache aufgeschrieben wird. Das Lesenkönnen entwickelt sich dann als Folgeprodukt des Schreibens. (Anmerkung am Rande: Bis heute weiß die Hirnforschung nicht, wie genau Lesen eigentlich funktioniert, weshalb man es den Kindern auch nicht im eigentlichen Sinne beibringen kann – Lesen „passiert einfach”)
Die Methode zeigt Ihrem Kind, wie ein Wort in eine L-Au-T-K-E-TT-E zerlegt und danach Laut für Laut aufgeschrieben werden kann. Als zentrales Arbeitsmaterial bekommt jedes Kind eine Buchstabentabelle, von der es die zum Schreiben notwendigen Buchstaben abmalen kann. Ihr Kind kann mit Hilfe dieser Tabelle alles schreiben, was es will, sodass der Wortschatz keinen Einschränkungen unterliegt. Schreibt Ihr Kind immer wieder selbstgewählte Wörter und Texte, dann lernt es die Buchstaben mit der Zeit „von selbst“.
Wichtig ist, dass Ihr Kind die Laut- Zeichen-Zuordnung versteht, was natürlich bei einfachen Wörtern wie „Hase“ oder „Igel“ leichter gelingt als bei „Stiefmütterchen“ oder „Vergissmeinnicht“.
Zweites Prinzip: Selbständiges Lernen
Im Unterschied zu Lesemethoden, bei denen die Lernschritte durch das nacheinander Einführen der einzelnen Buchstaben zwingend vorgegeben werden, verläuft der Lernprozess bei Lesen durch Schreiben für jedes Kind individuell. Lesen durch Schreiben folgt der pädagogischen Grundüberzeugung, dass Kinder aus sich heraus lernfähig und lernbereit sind. Deshalb wird der Selbstaktivität Ihres Kindes ein Maximum an Spielraum gelassen. Lara und Ihre Freunde orientiert sich außerdem am Prinzip des sogenannten Werkstattunterrichts.
Hier wird nicht die ganze Klasse frontal unterrichtet, sondern Ihr Kind arbeitet individuell, indem es aus einem reichhaltigen Lernangebot auswählen kann.
Sie als Eltern können Ihr Kind beim Schreiben und Lesenlernen am besten unterstützen, wenn Sie folgende „Regeln“ beachten:
• Lautieren Sie, buchstabieren Sie nicht.
Wenn Sie Ihrem Kind einzelne Buchstaben oder Worte vorsprechen, sollten Sie lautieren, d.h.: b ist nicht bee sondern «b», sch ist nicht ess-ce-ha sondern «sch», f ist nicht ef, sondern «f» usw.
• Warten Sie, bis Ihr Kind von sich aus liest, drängen Sie es nicht zum Lesen.
Verlangen Sie von Ihrem Kind am Anfang auf keinen Fall irgendwelche Leseleistungen. Es lernt in der Schule erst schreiben. Deshalb kann es zwar bald schreiben, aber noch keineswegs lesen. Es kann zunächst nicht einmal das lesen, was es selbst geschrieben hat. Das ist ganz normal. Wenn Sie Ihr Kind unterstützen wollen, dann regen Sie es zum Schreiben an. Drängen Sie es aber nie zu Leseversuchen, das würde den Lernprozess stören und u.U. verlängern. Warten Sie, bis Ihr Kind von sich aus liest – das Lesen kommt bestimmt.
• Lassen Sie Ihr Kind erzählen und fordern Sie es nicht auf, laut vorzulesen.
Wahrscheinlich möchten Sie nach einigen Wochen gerne wissen, was Ihr Kind gelernt hat und gerne hören, ob es schon lesen kann. Dass es schreiben kann, werden Sie schon gesehen haben.
Wir bitten Sie dringend, ihr Kind nicht zu drängen, Ihnen etwas laut vorzulesen. Lesen bedeutet Verstehen.
Ob Ihr Kind einen Text verstanden hat, merken Sie nicht, wenn es den Text laut vorliest. Auch Sie könnten z.B. einen finnischen Text laut vorzulesen, ohne finnisch zu können. Verstehen ist keine Bedingung für lautes Vorlesen – und deshalb ist lautes Vorlesen Gift für den Leselernprozess.
Auch hier hat die Hirnforschung inzwischen herausgefunden, dass beim lauten Vorlesen ganz andere Teile des Gehirns arbeiten, als beim leisen, sinnentnehmenden Lesen!
Stellen Sie Ihrem Kind lieber Fragen zum Text, lassen Sie es erzählen und sprechen Sie mit ihm darüber.
Wenn Ihr Kind gut lesen kann, wird es selbst gerne vorlesen wollen.
• Korrigieren Sie die Texte Ihres Kindes „angemessen“ oder gar nicht.
Erst, wenn Ihr Kind liest, kann es seine „eigene“ Schreibweise der normgerechten Schreibweise anpassen.
Zunächst muss es die Wörter „lediglich“ lautrichtig schreiben, d.h. es dürfen keine Laute fehlen, keine Laute zu viel sein, keine Laute in falscher Reihenfolge auftreten. Ein eigentliches Rechtschreibtraining beginnt nach dem Abschluss des Leselernprozesses. Wichtig ist zunächst, dass ihr Kind Freude am Schreiben hat und dass ihm diese Freude nicht durch ständiges Korrigieren genommen wird.
• Lassen Sie Ihr Kind schreiben, nicht abschreiben.
Ihr Kind muss eigene Gedanken und Ideen aufschreiben.
Das Abschreiben täuscht das Schreiben nur vor und wird häufig von Kindern, die mit dem Schreiben Schwierigkeiten haben, als Ausweg benutzt, um eine „Leistung“ vorzuweisen. Weil Abschreiben in der Regel mechanisch geschieht, d.h. ohne Einsicht in die Beziehung zwischen Lauten und Zeichen, kann es die Lernentwicklung Ihres Kindes empfindlich stören.
• Lassen Sie Ihr Kind auf seine eigene Art lernen und helfen Sie nur, wenn es gar nicht anders geht.
Es zeigt sich immer wieder, dass Kinder, die mit Lara und ihren Freunden arbeiten, ihre Lernfreude und ihr Interesse nahezu ungebrochen behalten. Da das ganze Lernpakte darauf ausgerichtet ist, dass Ihr Kind individuell arbeitet, sollten Sie Ihr Kind auch zu Hause auf seine eigene Art lernen lassen, auch wenn es nicht so schnell arbeitet, wie Sie es vielleicht erwarten, oder keine Extraaufgaben macht, wie Sie es möglicherweise gerne hätten. Sie kennen Ihr Kind und können abschätzen, ob es mit Interesse und Neugier arbeitet. Für die Entwicklung eines Kindes sind Entdeckerfreude und Neugier entscheidend, denn was es selbst herausfindet, ist nachhaltiger für den Lernprozess als bloße Nachahmung. Lassen Sie Ihr Kind alles selbst tun und helfen Sie ihm nur, wenn es Sie um Hilfe fragt.
• zum Thema “Rechtschreibung”:
Lesen durch Schreiben oder, wie es fälschlicherweise auch von den Kritikern oft genannt wird, “Schreiben nach Gehör” wird in den Medien immer wieder dafür kritisiert, dass die Kinder mit dieser Methode angeblich keine Rechtschreibung lernen – ja, sie wird sogar verantwortlich gemacht für die „schlechte Rechtschreibung in Deutschland”.
Um uns dem Thema zu nähern, möchten wir Sie bitten, einen kleinen Selbst-Versuch zu machen.
Rechts finden Sie eine Buchstabentabelle, ähnlich der, mit der die Kinder auch arbeiten – mit dem Unterschied, dass Sie hier nicht die Ihnen bekannten Buchstaben finden, sondern Symbole, die jeweils für die Anlaute der abgebildeten Zeichnungen stehen, denn wir wollen versuchen, uns auf das gleiche Wissensniveau der Kinder bei der Einschulung zu begeben.
Überlegen Sie sich nun ein (nicht zu kurzes) Wort und schreiben dies, wie die Kinder es tun, auf – aber eben in der Symbolschrift, die Sie in der Tabelle finden, denn für die Kinder, die ja das System des Alphabets noch nicht kennen, macht es keinen Unterschied, ob da ein „A” steht oder irgendein anderes Symbol…..
Fertig?
Ganz schön anstrengend – oder? – Nun wissen Sie zunächst einmal, dass es Arbeit ist, was die Kinder da leisten.
Geben Sie jetzt den Zettel mit Ihrer Symbolschrift einer anderen Person, die nicht weiss, was Sie geschrieben haben und nun fragen Sie die Person, ob Sie Ihr Wort richtig geschrieben haben…
Vergessen Sie bitte nicht, dass die Kinder zwar schon nach wenigen Tagen ganz tolle Geschichten aufschreiben (können), sie können diese aber noch nicht selber lesen.
Sie werden uns sicher zustimmen, dass es überhaupt keinen Sinn macht, sich über Rechtschreibung den Kopf zu zerbrechen, solange die Kinder das System des Alphabets nicht verstanden haben und vor allem, solange sie nicht lesen können.
Damit erübrigt sich schon jede Kritik dahingehend, dass die Kinder keine Rechtschreibung lernen – wie sollten sie dies zu diesem Zeitpunkt.
Als Unsinn stellt sich damit auch die Aussage heraus, dass sich „eine falsche Rechtschreibung”, wenn man sie nicht sofort korrigiert, einprägt.
Einmal davon abgesehen, dass die Hirnforschung weiß, dass genau dies nicht passiert, sondern dass im Lernprozess die entsprechenden Verknüpfungen im Gehirn immer wieder neu gebildet werden, bleibt festzuhalten: Wie soll sich eine falsche Rechtschreibung einprägen, wenn die Kinder (noch) nicht lesen können, was sie da überhaupt geschrieben haben?
Warum dann die Methode so unqualifiziert kritisiert wird ist ein Punkt, der einer eingehenden Analyse bedarf.
Ganz kurz kann man sagen, dass zum einen wirtschaftliche Interessen ein Grund sind (schließlich verdienen die großen Verlage mit ihren Fibeln sehr viel Geld) zum anderen aber steht Lesen durch Schreiben dem Sinn unseres Schulsystems, nämlich der frühzeitigen Selektion (und da drängt sich die angeblich „objektive” Rechtschreibprüfung in Form von Diktaten ja förmlich auf) diametral gegenüber.
Vielmehr sollte man sich einmal die Frage stellen, warum die bisher 6 Millionen Analphabeten, die der Fibelunterricht in Deutschland produziert hat, nicht thematisiert werden.
Last but not least: Leider lernen nur ca. 3% der Schülerinnen und Schüler nach der Methode Lesen durch Schreiben – und diese gerade einmal 3% sollen dafür verantwortlich sein, dass insgesamt die Rechtschreibkompetenz in Deutschland darniederliegt?
Ja – mit der Rechtschreibung steht es nicht zum Besten in Deutschland, aber eines ist klar: Dies liegt definitiv nicht an Lesen durch Schreiben!
Lassen Sie sich also nicht verunsichern, denn
- es gibt, trotz aller anderweitigen Behauptungen, keine Untersuchung, die die Aussage von der schlechten Rechtschreibung wissenschaftlich haltbar bestätigt.
- die Kinder werden schon früh von der Lehrerin/dem Lehrer darauf hingewiesen, dass es eine “Erwachsenenschrift” gibt, sie wissen also, dass nicht alles so geschrieben wird, wie sie es getan haben – ohne sie zu entmutigen, indem man ihre wirklich tollen Texte mit roten Korrekturen übersät.
- die Rechtschreibung, verlassen Sie sich darauf, wird Thema genau in dem Moment, in dem dies anfängt für die Kinder Sinn zu machen. Und der Heinevetter-Verlag bietet hierzu auch für Lesen durch Schreiben viele Hilfen, wie z.B. unsere Software „Erstes Verschriften”, den Little Genius und den Kontrollfix.
Zum Schluss möchten wir Sie um etwas bitten, was nicht direkt mit dem Lehrgang Lara und ihre Freunde zu tun hat:
Sollten
Sie Zweifel, Bedenken, Fragen oder Unsicherheiten wegen des Lernens Ihres Kindes haben, so lassen Sie dies Ihr Kind nicht spüren, sondern wenden Sie sich direkt an die Lehrerin oder den Lehrer. Sie ersparen Ihrem Kind dadurch einen Konflikt, dem es noch nicht gewachsen ist und der es unnötig belastet.
Wir hoffen, dass Ihrem Kind mit Lara und ihren Freunden die Schule zur Freude wird, und danken Ihnen für Ihr Vertrauen und Ihr Verständnis für eine Methode, die Ihr Kind als wichtigste Person im schulischen Alltag respektiert und von der Idee getragen ist, dass jeder selbstständige, sein Handeln und Denken selbst verantwortende Mensch für unsere Welt eine Bereicherung ist.